(Bild von der Redaktion geändert)

Sie sind jung. Sie sind devot. Und sie lieben dominante Frauen.

Die neue Generation selbstbewusster Männer hat keine Scheu, ihre sexuellen Bedürfnissen zu äussern und ihren eigenen Kopf haben. Auch Männer wollen sich hingeben, Härte spüren, sich völlig fallen lassen und Abenteuer eingehen, in denen sie zu folgen haben, und das, ohne ihre Männlichkeit dabei zu verlieren. Wir zeichnen ein Portrait selbstbewusster, emanzipierter Sklaven, die wissen was sie wollen und zu ihrer Unterwerfung stehen. Weg mit den Klischees. Weg mit der Sprachlosigkeit. Wir geben ihnen eine Stimme. Heute mit Jannis 22, aus Hamburg.

 

Wie hat alles bei Dir begonnen und wann wurde Dein Interesse an BDSM geweckt?

Als ich 16 war und (zugegeben, spät) meine Sexualität entdeckte, fing ich an die Tags unter Porno-Videos, auf die ich zufällig beim Browsen beliebter Videos stieß, die mir besonders gefielen, auf Häufung zu prüfen und dann zu recherchieren, um herauszufinden was es war. Über den Wikipedia-Artikel zu BDSM gelangte ich dann auch zur SMJG. Weitere Recherchen führten mich zu dem Ergebnis, dass ich Switcher bin.
Seit wann weißt Du, dass Du devot bist und von Frauen dominiert werden willst?

Fantasien in die Richtung hatte ich tatsächlich schon bevor ich wusste was BDSM ist – doch gingen diese damals noch in eine etwas andere Richtung. In die, die man heute als devot bezeichnet, ging es erst, nachdem ich meine ersten sexuellen Erfahrungen machen konnte. Mit meiner damaligen Freundin konnte ich aber nur meine dominante Seite ausleben. Sie versuchte ihr bestes, aber es war einfach nicht ihre Rolle. Die Beziehung ging zu Ende und ich versuchte weitere Erfahrungen in die Richtung zu machen. Je mehr ich machte, desto mehr merkte ich, dass es mir gefällt – und was mir nicht gefällt. Und je mehr Erfahrungen ich unter Männern machte, desto mehr merkte ich, dass ich auch welche unter Frauen machen möchte: Eine Erfahrung, die ich tatsächlich noch gar nicht machen konnte.

Auf was stehst Du dabei genau?

Mir gefällt es, hilflos zu sein. Das entspannt mich wie nichts anderes. Man könnte es fast „Urlaub für die Seele“ nennen. Vielleicht führt der Kontrollverlust dazu, dass ich mir keine Sorgen mehr machen muss –  über die Probleme des Lebens oder so etwas; ich weiß es nicht genau. Aber was ich weiß ist, dass es mir gefällt wie nichts Anderes. Und wenn ich hilflos bin, gefallen mir auch einige Dinge, die dann getan werden. Aber auch Spanking gefällt mir. D/S hingegen ist unter einem Mann nicht so richtig etwas für mich – was Frauen angeht muss ich das erst noch herausfinden.
Dinge die Dich an Frauen faszinieren und anziehen?

Ganz ehrlich? Darüber habe ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht. Eine Zeit lang dachte ich sogar, ich sei pansexuell! Doch als ich merkte dass mir der Sex mit Frauen mehr Spaß macht als der mit Männern, musste ich diesen Gedanken revidieren und auf heteroflexibel umschreiben.
Ich denke, was mir an Frauen gefällt, ist dann wohl vor allem das, was weiblich ist – vor allem seelisch. Ich hatte schon ein Paar weibliche transsexuelle Partner, mit welchen der Sex mir mehr Spaß gemacht hat als mit Männern; nun, es sind eben Frauen, und das gefällt mir.

Dein liebstes Spielzeug aus dem Eufory Shop? 

Mein Ring der O ist eins meiner wichtigsten Accessoires und fast schon ein Kleidungsstück wenn ich rausgehe. Ohne fühle ich mich leer, und irgendwie nackt.

Was ist das Besondere für Dich an BDSM?

Vertrauen. Vertrauen, Vertrauen und Vertrauen. Sich einem Partner völlig hinzugeben und fallen zu lassen – auch eine Erfahrung, die mir im vollem Ausmaß noch fehlt – halte ich für eins der erstrebenswertesten Gefühle im menschlichen Dasein. Da möchte ich hin, das möchte ich erleben. Die Ansätze, die ich schon erleben durfte, waren mit das höchste der Gefühle für mich.
Weiß Dein Umfeld davon? Wie denkst Du darüber offen mit dem Thema umzugehen?

In meinem Familienkreis weiß es bis auf die konservativen Großeltern (um Streit zu vermeiden, obwohl das eigentlich nicht meine Art ist) jeder! Auch in meinem Freundeskreis und in meinem Bekanntenkreis mögen die meisten BDSM. Auf Twitter und durch automatisches Teilen  auf Facebook, poste ich hin und wieder themenbezogene Statements, Links oder Beiträge, wer das auch nur mit einem halben Auge verfolgt weiß Bescheid, was bei mir Sache ist.

Ich finde es wichtig damit umgehen zu können – aber ich finde auch, dass jeder dieses Thema handhaben soll, wie er es für richtig hält. Wenn jemand es verschweigen möchte, ist das kein Problem für mich, auch wenn ich es so nicht halte. Ich reibe es niemandem unter die Nase, aber mit jedem Tag der verstreicht wird das Thema prominenter und man kommt irgendwie kaum noch drumrum. Und wenn ich dann meinen Mund aufmache, dauert es 5 Sekunden bis mein Gesprächspartner weiß, dass ich mein Wissen nicht nur aus Büchern habe (husthust).
Gibt es Probleme und wenn ja welche? 

Ich hatte das Glück in meinem Leben noch nie damit auf die Nase gefallen zu sein, mit meiner Neigung offen umzugehen. Meine Familie ist sehr modern und meine Freunde suche ich mir selber dahingehend aus, ob sie mit sowas auch klarkommen.

Ich habe allerdings schon bei anderen Leuten mitbekommen, dass sie einige Probleme mit ihrer Neigung hatten. Vor allem mit ihren Eltern, und das mitzubekommen tut mir jedes Mal sehr Leid. Ich predige dann immer Offenheit – aber ob das der hilfreichste Weg ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Ich hoffe wirklich dass ich damit noch niemandem wirklich groß geschadet habe.
Hast du Berührungen mit der Szene und wie findest Du Kontakt als Einsteiger?

Ich idle die meiste Zeit des Tages im Chat der SMJG und ein paar anderen SM-bezogenen IRC-Chats und beteilige mich hin und wieder an Diskussionen. Darüber hinaus versuche ich wieder zum Tüdeltreff in Hamburg zu gehen und ich gehe auf jeden Hamburger SMJG-Stammtisch den ich schaffe. Außerdem steht bald eine Playparty im Catonium an, auf die ich mit einem männlichen Top gehen werde, worauf ich mich schon sehr freue. Wenn das gut läuft und ich einen Partner finde mit dem ich sowas öfter machen kann, der auch in der Nähe wohnt, werde ich das sicher wiederholen.

Am Anfang war ich zwei Jahre lang regelmäßig nur im SMJG-Chat, bis ich dann ein paar Mal auf Stammtisch ging. Die SMJG war wirklich in vielerlei Hinsicht eine riesige Hilfe für mich und ich bin für alles sehr dankbar, was die Mitglieder dieser Szene für mich getan haben, und vor allem, dass sie mich ausgehalten haben.

Gedanken zur Szene generell?

Vor allem in letzter Zeit gewinnt die Szene immer mehr an Aufmerksamkeit, was nicht zuletzt dem „Werk“ 50 Shades of Grey geschuldet ist. An sich ist das gut; es führt die Leute dazu uns mehr in die Gesellschaft zu integrieren und uns nicht immer in die Schublade „pervers“ zu stecken; doch was viele aus diesem Buch gelernt haben, geht so an der Realität vorbei, dass wir im SMJG-Chat seit Erscheinen des Buches immer wieder Aufklärungsarbeit betreiben müssen, und das wird auf die Dauer doch recht mühselig.

Aber wenn wir damit einige gerade junge Leute erreicht haben und ihnen einen Weg zeigen konnten, der nicht auf gegenseitigem Misstrauen, Ausnutzung und Missbrauch beruht, dann war es das auf jeden Fall wert.

Was wünschst du Dir für Fetisch Parties in Hamburg? Wo kann man gut ausgehen, wenn man „Lust“ hat?

Ich würde mir wünschen, dass es Leute schaffen, sich nicht wie Schweine zu benehmen, sodass auf vielen Parties mittlerweile nur noch Paare und Einzeldamen erlaubt sind. Als einzelner Herr kommt man teilweise gar nicht mehr auf Events, oder nur zu stark erhöhten, teils verdoppelten Preisen; und das laste ich nicht den Veranstaltern an, sondern den Menschen, die ein solches Vorgehen notwendig gemacht haben. Ihr habt es für uns, die einfach nett unter Menschen seien wollen, versaut!

Jedem, der innerhalb der vorgegebenen Rahmen Kontakte und eine nette Auszeit sucht, kann ich die Events des Catoniums empfehlen, besonders die Angel in Bondage und die Dark Passion haben es mir angetan. Aber das ist nur meine persönliche Meinung; am besten macht sich jeder selbst ein Bild, wenn es einem das Geld wert ist.

Neo

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