Filmreihe: Verfilmungen sadomasochistischer Literatur
Das Team von erophil lädt ab dem 7.3.20 zu einem Kinoerlebnis der Besonderen Art ein. Nehmt im charmanten Berliner Programmkino Lichtblick in Prenzlauer Berg Platz und lasst euch ganz entspannt in die Welt aus Wollust und Schmerz entführen.
Im Rahmen der Veranstaltung werden fünf BDSM-Literaturverfilmungen gezeigt, die als Wegbereiter des Genres gelten. Alle Filme werden mit einer kurzen Einleitung begonnen. Im Anschluss an jede Vorstellung findet eine moderierte Diskussionsrunde bei einem Glas Wein statt.
Berührungsängste braucht hier niemand zu haben. Die Gastgeber Dr. Maurice Schuhmann, Johanna Plonka und Monika Treut führen euch souverän durch den Abend und freuen sich auf einen offenen Austausch. Es erwartet euch eine Veranstaltung, die ihr garantiert mit einem Feuerwerk an neuer Gedanken und Inspirationen verlasst. Und die noch lange Zeit nachwirkt.
Das Lichtblick-Kino erreicht ihr mit den Berliner öffentlichen Verkehrsmitteln (BVG). Das Kino ist rund 9 Minuten zu Fuß vom U-Bahnhof Senefelder Platz entfernt.
https://www.lichtblick-kino.org/
Filme und Termine:
7.3.2020 – 18h:
Salò – Die 120 Tage von Sodom
In den Jahren der Inhaftierung vor der französischen Revolution unternahm der berühmt-berüchtigte Marquis
de Sade – vom wissenschaftlichen Ehrgeiz getrieben – den Versuch, alle erdenklichen „Perversionen“ der
menschlichen Sexualität enzyklopädisch in einem Roman aufzuführen. In die Rahmenhandlung integrierte er
dabei eine Kritik an den herrschenden Verhältnissen seiner Zeit.
Gut 70 Jahre nach dem Wiederauffinden, des lange verschollen gebliebenen Manuskripts griff der Regisseur
Pierre-Paolo Pasolini darauf zurück – um auch an der italienischen Gesellschaft seiner Zeit Kritik zu üben,
indem er die Geschichte in die Spätphase des italienischen Faschismus transferierte. Dabei folgte er Sades
Diktum „alles zu sagen“, indem er alles zeigte – und einen Skandal heraufbeschwor, der in einem
jahrzehntelangen Verbot seines Films endete.
Einführung / Moderation der Diskussion: Dr. Maurice Schuhmann
==
4.4.2020 – 18h:
Verführung – die grausame Frau
Im Jahr 1870 publizierte Leopold von Sacher-Masoch seine Novelle „Venus im Pelz“, eine Geschichte einer
freiwilligen sexuellen Unterwerfung eines Mannes. Wie kaum ein anderer Roman prägt die Erzählung bis
heute Szenen und Rituale der sadomasochistischen Subkultur. Bezugnehmend auf
jene Erzählung führte der Gerichtsmediziner Krafft-Ebing 1890 ein und definierte den klinischen Begriff des
Masochismus, der bis heute in der Medizin genutzt wird.
Die Regisseurinnen Monika Treut und Elfi Mikesch haben in einer queerfeministischen Adaption 1985, noch
deutlich zu früh für das deutsche Publikum, die Figur der Wanda als verführende lesbische Domina
geschaffen. Sie lebt ihre Sexualität in unterschiedlichen, sadomasochistischen Beziehungen aus und so wirft
der Film ein
Schlaglicht auf die Breite weiblich-dominanter Erotik.
Einführung / Moderation der Diskussion: Monika Treut (tbc)
==
2.5.2020 – 18h
Georges Bataille: The History of the Eye
Inspiriert von der künstlerischen Adoption durch Guillaume Apollinaire erlebte das Werk des Marquis de
Sade eine intellektuelle und künstlerische Rehabilitation in Frankreich. Zu seinen neuen Adepten gehörte u.a.
der Soziologe und Erotikschriftsteller Georges Bataille. Dieser sorgte mit der Veröffentlichung von Die
Geschichte des Auges unter dem Pseudonym Lord Auch, einer durch explizite Darstellung von sexuellen
Obsessionen geprägten, autobiographisch geprägten Geschichte seiner Kindheit und Jugend für einen
Literaturskandal. Der amerikanische Filmemacher Andrew Repasky McElhinney wagte sich 2004 an den
Stoff und verfilmte ihn als Experimentalfilm.
Einführung / Moderation der Diskussion: Dr. Maurice Schuhmann
==
6.6.2020 – 18h:
Geschichte der O
Sexuelle Hingabe bis zur eigenen Selbstaufgabe und Versklavung im Rahmen einer sadomasochistischen
Beziehung – aus Liebe. Dies ist der Stoff, den die Autorin Pauline Reagé nutzte, um einen literarischen
Liebesbrief an Jean Paulhan, die graue Eminenz der französischen Literaturszene der 50er Jahre, zu
schreiben. Der Roman avancierte zu einem der größten Literaturskandale der modernen französischen
Literaturgeschichte und prägt bis heute Rituale und Symbole in sadomasochistischen Subkulturen.
Gut fünfzig Jahre nach dem Erscheinen des Romans wagte sich der französische Regisseur Just Jaeckin an
den literarischen Stoff und verfilmte ihn.
Einführung / Moderation der Diskussion: Dr. Maurice Schuhmann
==
18.7.2020 – 18h:
Die Klavierspielerin
Elfriede Jelineks Roman „Die Klavierspielerin“ porträtiert eine Frau, deren Sexualität jahrelang von ihrer
kontrollierenden Mutter unterdrückt wurde. Zwischen deren enger Beziehung, die sich im gemeinsamen
Schlafen im Ehebett ausdrückt, und ihrer Arbeit als Klavierlehrerin im Konservatorium, bleibt so gut wie
keine freie Zeit. Sexualität findet nur einsam in anstrengenden, kurzen Ausbrüchen aus der dauernden
Kontrolle statt oder wird in Selbstverletzung kanalisiert. Dies ändert sich als einer ihrer Schüler versucht sie
zu verführen und wird schnell zu einer neurotischen wechselseitig gewaltvollen und von Ängsten geprägten
Beziehung, die Michael Haneke 2001 auf die Leinwand gebracht hat. Die Erzählung zeigt auch eine
destruktive Form von masochistischer Sexualität auf.
Einführung / Moderation der Diskussion: Johanna Plonka
==
2 Comments
„Geschichte der O“ muss man sich unbedingt angesehen haben, ich find ihn Klasse! Danke auch für die anderen Filmtipps!
Geschichte der O – ein wirklich toller Roman, mit dem sich Anne Desclos selbst übertroffen hat, die Verfilmung fand ich auch nicht schlecht, aber der Roman war deutlich packender 🙂