Das Gefühl, gefesselt und hilflos ausgeliefert zu sein, gehört für viele Praktizierende zu einer BDSM Session dazu. Anfänger lernen hier als erstes, wie wichtig es ist, beim Bondage auf die Sicherheit des Partners zu achten. Wir lassen die gefesselte Person nicht ohne Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen, alleine im Raum zurück und achten auf die korrekte Technik, damit keine Verletzungen entstehen. SSC – eines der Grundprinzipien beim Ausleben der BDSM Neigung.

Aber was ist, wenn die eigene Lust mitunter gar nicht so „safe“ befriedigt werden kann?

Selfbondage birgt ganz klar Risiken, die nicht unterschätzt werden sollten. Mit der nötigen Vorsicht und guter Vorbereitung sind diese aber kalkulierbar. Wer seinem Verlangen oder seiner Neugier beim Selfbondage nachgeben möchte, sollte daher vor dem Beginn der Session auf ein paar Dinge achten. Denn beim Selfbondage liegt die Verantwortung für die Sicherheit nur bei einem Spieler.

Immer schön nüchtern bleiben

Alkohol und andere Substanzen machen beim Feiern vielleicht Spaß, tragen aber nicht gerade zu einer erhöhten Feinmotorik bei. Wenn du also nicht gerade als professioneller Entfesselungskünstler im Zirkus arbeitest – mach es einfach nicht, denn das ist extrem gefährlich und kann im Krankenhaus enden. Oder schlimmer.

Ein Schritt nach dem anderen

Warum lesen wir eigentlich so ungern Bedienungsanleitungen? Vermutlich, weil sie langweilig sind! Bei komplizierten Bondage-Varianten ist es allerdings extrem wichtig, zu wissen, wie diese genau funktionieren. Für die ersten Schritte beim Selfbondage empfiehlt es sich daher erst einmal nur die Beine zu fesseln und eine oder beide Hände frei zu lassen. Nun kann man ganz entspannt üben, alleine aus den Fesseln herauszukommen. Versuche beim Selfbondage niemals, den eigenen Körper zu überfordern und akzeptiere deine Grenzen. Nur weil andere stundenlang in unbequemen Positionen verharren können, bedeutet das nicht, dass du es können musst.

Das richtige Equipment:

Stofffesseln und Seile

Für den Anfang sind weiche Fesseln empfehlenswert. Diese haben den Vorteil, dass sie sich bei genug Kraftaufwand dehnen und man aus selbigen nach einer Weile herausschlüpfen kann. Ein paar geschmeidige Satinfesseln, ein Bondageschal oder einfach ein Halstuch, an dem man nicht mehr so sehr hängt, eignen sich also hervorragend für den Einstieg. Wer professionelle Bondageseile verwendet, sollte darauf achten, im Notfall immer einen passenden Ropecutter parat zu haben, denn gefesselt mit Messern oder anderen scharfen Gegenständen zu hantieren, kann zu bösen Verletzungen führen.

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Beim klassischen Shibari Bondage gibt es einfache Seilkonstruktionen, die sich gut für ein Selfbondage eignen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Handschellen und Metallfesseln

Handschellen sich in der Regel eine sichere Nummer, solange die Hände vor und nicht hinter dem Körper fixiert werden und der Schlüssel jederzeit in Reichweite ist. Auch hier ist es aber zu empfehlen, erst einmal mit nur einer gefesselten Hand zu üben. Man kann sich hierfür prima an einem Heizungsrohr oder Ähnlichem festbinden, dann macht das Üben gleich wesentlich mehr Spaß. Bei massiven Fesseln, wie den klassischem Irish 8 mit Klickverschluss oder Stahlfesseln, die mittels einer Sechskantschraube verschlossen werden, ist es ein weitaus schwieriger. Hier wird wesentlich mehr Kraftaufwand benötigt, um die Fesseln zu öffnen. Benutzt man zum Öffnen die Zähne, ist es daher notwendig, ein Stück Stoff oder ein Taschentuch zwischen Zähne und Metallschlüssel zu legen. Ein abgebrochener Zahn kann teuer werden und sieht auch nicht wirklich sexy aus.

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Bei der Verwendung von Handschellen sollte man immer einen Ersatzschlüssel an einem leicht zugänglichen Ort aufbewahren.

 

 

Do-It-Yourself-Tipp

Mit Handschellen kann man übrigens sehr kreativ werden. Pack den Schlüssel einfach in eine Tuppaschüssel mit Wasser und dann ins Gefrierfach. Jetzt heißt es warten. Du kannst den Schlüssel auch in ein Glas mit Flüssigkeit geben, die du nicht magst und austrinken musst, um an den Schlüssel zu gelangen. Lege hierfür einfach einen Teefilter über den Schlüssel, um ein Verschlucken zu vermeiden oder verwende einen Strohhalm oder friere den Schlüssel zusammen mit einem Haken oder Karabiner ein und befestige diesen vor dem Bondage an einen Deckenhaken.

Selfbondage „Specials“

Selfbondage beinhaltet zwar das Wort „alleine“, aber es gibt schließlich so viele Menschen, die Gefallen daran finden, und daher auch einiges an spannenden Tools, um mehr Sicherheit und ein besonders sinnliches Erlebnis zu garantieren. Ein Eisschloss nutzt zum Beispiel die physikalischen Größen Raumtemperatur und Schmelzpunkt, so dass die Fesseln sich nach einiger Zeit selbst lösen. Ein Magnetschloss sorgt für eine feste Fixierung, lässt sich aber blitzschnell öffnen, indem ein Magnetschlüssel seitlich auf das Schloss gelegt wird. Das schaffen selbst Grobmotoriker, die nicht gerne mit Schlüsseln hantieren. Wer Lust auf die elektronische Variante hat und die Geduld, sich vorher zu verkabeln und mit Elektroden zu bekleben, findet sicherlich an zeitgesteuerten elektronischen Handschellen Gefallen. Eine weitere, sehr reizvolle Möglichkeit bieten Vorratsdosen mir abschließbaren Zeitschlössern. Hier kann der Schlüssel für eine genau festgelegte Zeit unzugänglich gemacht werden. Entsprechend Links findest du am Ende des Beitrags.

Mit dem Eisschloss ist es eine Frage der Zeit, bis sich die Fesseln lösen.

Mit dem Eisschloss ist es eine Frage der Zeit, bis sich die Fesseln lösen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Magnetschloss lässt sich relativ einfach öffnen, da der Schlüssel nur aufgelegt wird und nicht gedreht werden muss.

Ein Magnetschloss lässt sich relativ einfach öffnen, da der Schlüssel nur aufgelegt wird und nicht gedreht werden muss.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bitte pass auf Dich auf!

Als Erstes: ich bin nicht deine Mutti, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schnell scheinbar harmlose Situationen riskant werden können und die Erfahrungen musst du schließlich nicht machen, wenn ich das schon für dich erledigt habe, ok?

Lerne die Basics des Fesselns

Fest verknotete Schuhbänder und Kopfhörerkabel nerven, das kennt vermutlich jeder. Und es ist nicht einfach, diese wieder aufzuknoten, auch wenn man die Hände frei hat. Lerne also die Knoten, die du verwendest sorgfältig. Das bringt zudem den Vorteil, dass du die Fesseln nicht durchschneiden musst, denn gutes Seil kostet Geld. Binde die Fesseln zudem nicht zu eng und achte darauf, dass noch mindestens ein Finger zwischen Fessel und Haut passt.

Binde niemals etwas um deinen Hals!

Egal, ob Halsband, Seil oder Seidenfessel, denn das ist so ziemlich das Gefährlichste, was man beim Selfbondage veranstalten kann. Sobald der Hals fixiert ist, führt ein falscher Schritt oder ein Stolpern zu äußerst gefährlichen Situationen.

Achtung bei Knebeln

Knebel sind geil – keine Frage – aber gerade, wenn man temporär nicht aus der Fixierung herauskommt, wie zum Beispiel bei der Verwendung eines Eisschlosses, ist es wichtig, dass der Knebel Atmungsaktiv ist und du dich absolut gesund fühlst. Sofern du auch nur das geringste Unwohlsein verspürst, vermeide es lieber, einen Knebel zu verwenden. Ok, nennen wir das Kind beim Namen: wenn du dich übergeben musst und den Knebel nicht rechtzeitig entfernen kannst, endet dies fatal.

Achte stets auf deine Stabilität

Sei darauf gefasst, dass du deinen Körper mitunter ziemlich verrenken musst, um aus den Fesseln herauszukommen. Achte also immer darauf, dass du in der Fesselung eine stabile Körperhaltung hast. Weiche Unterlagen, wie Matratzen sind hier kontraproduktiv, versuche es als Unterlage lieber mit einer Yogamatte, falls du eine weiche Unterlage benötigst.

Keine Kerzen

Schön, reizvoll, aber gefährlich – Kerzen! Also lieber lassen, gefesselt und die Bude brennt ab, ist definitiv kein anregendes Szenario.

Habe immer einen Backup-Plan

Bevor du startest, überdenke alle Eventualitäten. Das nimmt zwar ein wenig die Spannung, ist im Notfall aber genau das, was dich retten wird. Ein zweiter Schlüssel, an einem erreichbaren Ort deponiert, der Notfallbutton auf dem, vorher für ein paar Stunden entsperrten, Telefon, oder ein Freund, der nach dir sieht, wenn du dich nicht rechtzeitig meldest.

Jetzt aber viel Vergnügen und fesselnde Stunden!

 

Links:

Eisschloss: https://eufory.de/Eis-Schloss

Magnetschloss: https://eufory.de/Selfbondage-Magnetschloss

E-Cuffs (elektronische Fessel): https://eufory.de/LOB-TADEL-Zubehoer-E-Cuffs-LiPo

Ropecat

Ropecat

Ropecat veranstaltet seit Jahren zusammen mit ihrem Partner professionelle Bondage-Workshops und BDSM-Events. Sie ist nicht nur Expertin für alles, was mit Seilen und Knoten zu tun hat, sondern setzt sich zudem als aktives Mitglied der Hamburger BDSM-Szene dafür ein, Berührungsängste abzubauen und Anfängern den Einstieg in die Welt des BDSM zu erleichtern. Bevor sich Ropecat auch beruflich dem Bereich BDSM zugewendet hat, war sie im Bankwesen tätig.

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